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Als Liptitzerin und Grüne hatte ich am 23.5.2022 die Kandidaten für die Bürgermeisterwahl in Wermsdorf, Matthias Müller und Dr. Jens Kunze, zu einem Kandidatengespräch geladen. Da ja zeitgleich Landratswahlen in Nordsachsen stattfinden, bot es sich an, die Landratskandidaten gleich mit zum Gespräch zu bitten. Landrat Kai Emanuel und Landratskandidat Torsten Pötzsch waren meiner Einladung gefolgt, um mit mir und Bürgern die künftige Kommunalpolitik in Wermsdorf und dem Landkreis Nordsachsen zu beleuchten.

Die Kandidaten habe ich jeweils mit einem Satz vorgestellt.

  • Kai Emanuel, amtierender Landrat , der wieder für sie die Geschicke des Landkreises lenken möchte.
  • Torsten Pötzsch, aus Eilenburg, der mit persönlichen Kriegserfahrungen der Mann sein möchte , der den Landkreis durch die Ukrainekrise führt.
  • Matthias Müller, amtierender Bürgermeister in Wermsdorf, der sich als Einzelbewerber wieder zur Wahl stellt.
  • Dr. Jens Kunze, der als mit dem Wissen eines Historikers die Zukunft in Wermsdorf gestalten möchte.

Zum “Aufwärmen” der Kandidaten, stellte ich die Frage: “Was war der Knackpunkt in ihrem Lebenslauf, der sie dazu bewogen hat sich politisch zu engagieren. Gibt es eine Person, die ihnen ein Vorbild ist?” Für alle Kandidaten lässt es sich zusammenfassend sagen, dass es Ungerechtigkeiten und Benachteiligungen im DDR-System waren, die alle Vier dazu bewogen sich ab der Wende politisch einzubringen. Da konnte ich gut nachvollziehen, denn diese Aussagen decken  sich  auch mit meinem persönlichen Lebenslauf.  Die Reihe der Vorbilder von Helmut Schmidt bis … kann man in der OAZ  vom 25.5.2022 nachlesen.

Kai Emanuel , Matthias Müller, Barbara Scheller, Dr. Jens Kunze, Torsten Pötzsch im Gemeinezentrum in Liptitz; Foto: Dominik Hirt

 

Mit dem Satz: “Die Verwaltung soll so aufgestellt werden, dass wir eine Ermöglichkeitsverwaltung” werden, hatte Kai Emmanuel den Nagel  der zweiten Frage  auf den Kopf getroffen und fand die Zustimmung der anderen Kandidaten. Es ist richtig, die Verwaltung in den Städten und im Landkreis ist der Dienstleister für die Bürger. Persönlich habe ich in den letzten Jahren in Wermsdorf und auch in der Landkreisbehörde schon recht viel gute Dienstleistung erlebt. Aber es ist da noch Luft nach oben. Ich kenne auch aktuelle Anliegen, die nur schleppend voran gehen.

Als Grüne habe ich natürlich auch das Thema Energie und Ernährung  angesprochen. Meine Frage: “Von den ländlichen Regionen wird allgemein erwartet, dass die Bevölkerung ausreichend mit Lebensmitteln und Energie versorgt wird. Wie können wir Wermsdorfer davon profitieren und was wollen sie dazu beisteuern, dass diese Aufgaben erfüllt werden?”

Torsten Pötzsch ging in die Offensive und hob die Vorbildwirkung von der öffentlichen Hand hervor. Alle vier Kandidaten waren sich einig, dass die Bürger vor  Ort an den Gewinnen der Energieerzeugung beteiligt werden müssen, damit die Akzeptanz dafür steigt. Matthias Müller weist auf die Anstrengungen der Gemeinde auf diesem Gebiet in der Vergangenheit hin. Die neu gebaute Wermsdorfer Grundschule ist nicht nur ein Selbstversorger mit Energie. Sie speist auch  das historische Hortgebäude und in das als Gemeindeamt genutzte Alte Jagdschloss  fließt Ökostrom. “Für Neuanschaffungen im Fahrzeugpark der Gemeinde waren leider nur zwei Gemeinderäte für E-Mobilität zu begeistern”, bekennt Matthias Müller. Ich denke, das letzte Wort zu diesem  Thema ist noch nicht gesprochen. Die Entwicklung wird zeigen, das E-Mobilität  sich auch in der Gemeinde Wermsdorf etablieren wird.

Den meisten Beifall an diesem  Abend erhielt Dr. Jens Kunze für seine Aussage zum Thema Arbeitsstil. “Ich werde jedem Bürger genau zuhören.”

“Wann geht es los, mit dem Bau der Kreisstraße  im Bereich der Liptitzer Hauptstraße?”, fragte ein Liptitzer nach. Hier konnte der Landrat keinen konkreten Termin nennen, weil offen ist, wann, wieviel Geld für den Straßenbau aus Landesmitteln fliesen. Der Landrat versicherte, dass die Reihenfolge der Straßenbauarbeiten entsprechend des Straßenzustand erfolgt. Bürgermeister Müller versicherte, das die Gemeinde sofort im Anschluss Fußwege im Bereich bauen wird.

Aus den Reihen der Zuhörer wurde auch noch mal zum Thema Einstieg in die erneuerbare Energie im Zusammenhang mit Entbürokratisierung nachgefragt. Torsten Pötzsch plattierte da für die neutrale Beratung der Bürger  bei privaten Vorhaben organisierte werden muss. Dieses Feld sollte man nicht den Anbietern überlassen.

Ich bin überzeugt, dass jeder der vier Kandidaten sich unabhängig vom Ausgang der Wahl auch künftig für Demokratie einsetzen wird. Nun sind die Wermsdorfer und Nordsachsen dran, um am 12.Juli ihr Recht auf Demokratie war zunehmen und zur Wahl zu gehen.

 

Barbara Scheller

 

 

Die Stadt Bad Düben hat ihre Pläne zum Ausbau der Windmühlenstraße und zum Verkauf eines Grundstückes an Aldi vorgestellt.
Stadtverwaltung und Aldi sind sich einig. Ein neuer größerer Einkaufsmarkt für Bad Düben ist gut für die Stadt. Die Grünen sehen die Bedingungen für diese Ansiedlung skeptisch.
Am Service für die Dübener durch Aldi wird sich nicht viel ändern. Aldi ist jetzt schon in  Bad Düben präsent. Die Verkaufsstelle soll einige Straßen weiter neu eröffnet werden, mit mehr Verkaufsfläche, wie in anderen Orten auch. Verkauf des stadteigenen Grundstücks an Aldi spült Geld in die Stadtkasse. Im Gegenzug muss allerdings die Windmühlenstraße flott gemacht werden. Diese Straße ist eine Anliegerstraße. Das heißt, Beteiligung der Anwohner an den Baukosten für Straße und Gehwege. Nach Abzug der Fördermittel für den Bau bleibt immer noch Einiges für die Bürger zum Zahlen übrig. Sicher ist, dass die Straße und Gehwege künftig in der Mehrheit der Fahrzeugbewegungen von Aldikunden frequentiert wird. Natürlich zahlt auch Aldi Straßenausbaubeiträge. Aber nur, für seinen verhältnismäßig kleinen Anteil an den Flächen der Windmühlenstraße. Die Wohngenossenschaft wird den größten Anteil zu stemmen haben. Die Mieter der Windmühlenstraße werden es zu spüren bekommen. Besonders hart wird es die Mieter der Windmühlenstraße Wohnblock 28 treffen. Sie zahlen für eine künftig schlechtere Lebensqualität.
Vor ihrem Haus sollen die Kiefern gefällt werden, die auf Grund ihrer Größe ein wirklicher Schutz vor Umgebungslärm und Staub sein könnten. Sie sollen dem Parkplatz für Aldi weichen. Ehe die versprochene Neuanpflanzung tatsächlich vor Lärm und Staub schützt, werden sicher 20 Jahre vergehen.
In der Öffentlichkeit hat sich die Stadtverwaltung dahingehend geäußert, dass die Kiefern nicht an den Standort passen und von geringem Wert sind. Das ist fachlich nicht korrekt. Gerade in der Dübener Heide gehört die Kiefer zum Landschaftsbild. Falsch ist auch die Behauptung, dass Kiefern Flachwurzler und deshalb Sturmgefährdet sind.
Ist der Stadtverwaltung bekannt, dass vor ca. 40 Jahren im Windmühlenweg vor dem Wohnblock 28 an der Grenze zum ehemaligen Kraftverkehr in Eigeninitiative Kiefern gepflanzt wurden? Diese Bäume erfüllten bisher ihren Zweck: Schutz gegen Staub und Lärm.

Die Baugenehmigung für Aldi wird letztlich das Landratsamt erteilen. Durch den (geplanten/ vollzogenen?) Grundstücksverkauf ist die Stadt ein Wegbereiter für den neuen Aldimarkt. Der geplante Ausbau der Windmühlenstraße lässt in diesem Zusammenhang einige Fragen offen.
Einen Bewertung der Unternehmensstrathegie der Firma Aldi machen wir in diesem Zusammenhang nicht. Stellen aber fest, dass Aldi lediglich als Grundsteuerzahler für die Gemeinde relevant ist. Grundsätzlich tragen Supermärkte in der Regel dazu bei, dass Kaufkraft aus der Region abgezogen und die regionale Wirtschaft nicht gestärkt wird. Der Fall Bad Düben ist kein Einzelfall. Auch in Dommitzsch, Mügeln, Wermsdorf, Torgau … ist ein Umzug von Supermärkten in größere Objekte zu beobachten. An vielen Stellen auch mit größeren Belastungen für Mensch und Umwelt. Oft schließt sich ein langer Leerstand der alten Objekte an.
Wir Grüne fordern die Stadtverwaltung auf, sich mehr Bürgerbeteiligung schon in der Planungsphase des Ausbaus der Windmühlenstraße zu sorgen und den Erhalt möglichst vieler vorhandener Bäume beim Bau der Windmühlenstraße einzusetzen. Die Kiefern vor Block 28 nicht der Säge zu opfern ist ein Schritt in die richtige Richtung.