Eines verband alle 3 Generationen – ein großer Freiheitsdrang und das ´nicht klein beigeben´, wenn Schwierigkeiten dagegen stehen. Dementsprechend interessant war auch das, was sie zu berichten hatten bzw. von Claudia Maicher in der Diskussion heraus gelockt wurde.
Gerhard Hemmann, ab den 70 Jahren Pfarrer in der DDR, wurde durch seine Erfahrungen in einem grenznahen Wohnort und den dortigen Einschränkungen geprägt. Um so mehr war ihm bewusst, wie viel Freiheit er in Schmannewitz mit der Pfarrstelle und dem dazugehörigen Rüstzeitheim genoss. Denn dort gingen Freigeister und anders Denkende ein und aus – und er war von ihnen umgeben.
Wie heute waren die mit dem Rückrat bei dem legendären Friedensgebet in Börln im Zusammenhang mit dem Bau des KKW Schwarzer Kater in der Minderheit. Aber die Dorfbewohner öffneten ihre Höfe, damit die von außerhalb Kommenden die Fahrzeuge dort abstellen konnten – es gab ein Parkverbot im Dorf.
Die Erfahrungen des 1. Kreistages als einer von 3 Grünen Abgeordneten fasste er so zusammen:“ Die haben uns doch glatt an die Wand gespielt. Wir waren in der Minderheit.“ Die, die in oppositionellen Gruppen die Wende „herbeidemonstriert“ und dabei wahrhaftig ihre Freiheit riskiert hatten, waren mit ihren Ideen und Vorstellungen bei der Gestaltung neuer gesellschaftlicher Verhältnisse nicht mehr gefragt.
Monika Lazar erlebte diese Zeit als große Chance, als eine Zeit unheimlicher Dynamik, wo vieles möglich war. Die schnelle Vereinigung mit der BRD ließ aber auch bei ihr die Träume von einem 3. Weg in eine demokratische DDR platzen. Sie schätzt ein, dass das Zeitfenster für eine solche Lösung im weltpolitischen Geschehen extrem klein war – denn schon 1991 herrschten in der Sowjetunion, dem heutigen Russland andere Machtverhältnisse.
Der ´Jüngste´ in der Runde, David Schmidt, konnte dann die neuen Freiheiten intensiv für sich nutzen. Als Dorfpunker eckte er immer mal mit den auftretenden Nazis an. Da ihm die Argumente für eine Wiederlegung der Behauptungen und Leugnungen dieser Geschichtsverdreher fehlten, ging er über 4 Jahre jeden Sommer für ein paar Wochen auf die Schlachtfelder von Stalingrad (später Leningrad und heute wieder St. Petersburg) – innerhalb eines Projektes der Deutschen Kriegsgräberfürsorge. Danach war Geschichte nichts abstraktes mehr für ihn, sein Weltreisefieber geweckt und er gefestigt genug, um sich den Schattenseiten auf den Kontinenten zuzuwenden. Das waren Projekte mit benachteiligten Kindern in Nairobi, ebenso in Kolumbien und mit HIV-infizierten Waisenkindern in Thailand.
Die Rückkehr in unsere Wohlstandsverwahrlosung hat ihn sehr zum Nachdenken angeregt.
In der Diskussion war man schnell bei den aktuellen Problemen angelangt. Sind wir reif für die großen Veränderungen, die allen bevor stehen? Man war sich einig, das das Teilen, das so lange verwehrt wurde, die einzige Lösung ist. Doch werden alle dazu bereit sein – wissen sie zu schätzen, wie behütet wir leben? Sind wir einfach nur zu faul, zu bequem, zu kleingeistig und lassen unsere niederen Instinkte von manchen Medien hervorlocken? Oder fehlt uns eher ein Gottesvertrauen, eine Barmherzigkeit, die Generationen vor uns gepredigt bekamen?
Egal wie, die Zukunft hat begonnen. Wir sind schon mitten drin.