Obstbau in Sachsen – Stand und Perspektiven
Der Obstbau hat in Sachsen eine sehr alte Tradition, ob mit den Klöstergärten, dem Borsdorfer Apfel oder lokalen Zentren wie um Sornzig, Borthen oder Rötha. Daraus entwickelten sich die heute leistungsfähigen Obstbaubetriebe wie z. B. die Obstland Dürrweitzschen AG mit vielen, verschiedenartig strukturierten GmbH´s, viel Anlagevermögen für die Produktion und Lagerung und einer zentralen Vermarktungsstruktur für ganz Sachsen unter der Marke ´Sachsenobst´. Thomas Arnold, Geschäftsführer der Sornziger Klosterobst GmbH gab diese Einführung bei einem kleinen Spaziergang in die blühende Landschaft – hier stimmt die Redewendung tatsächlich. Neben ihm waren M. Erlecke, Vorstand und W. Scheefe Prokurist der Obstland Dürrweitzschen AG, G. Kalbitz, Vorsitzender des sächsischen und Sachsen – Anhaltinischen Obstbauverbandes, Jan Kalbitz, Geschäftsführer der Bio –Obst GmbH Baderitz und Bürger gekommen, um den Obstbau zu erläutern und aktuelle Probleme zu besprechen.
Es gibt große Unterschiede zur Landwirtschaft. Die Kulturen stehen bis zu 20 Jahre auf einer Fläche, d.h. Anbauentscheidungen werden für eine Generation getroffen, Landpachtverträge günstigstenfalls auch für diesen Zeitraum abgeschlossen, Lagerhaltung in entsprechenden Dimensionen ausgebaut usw. Auf dem ha Fläche arbeiten viel mehr Leute als in einer Agrargenossenschaft. Die Arbeiten an den Kulturen und vor allem die Ernte sind von starken saisonalen Spitzenzeiten geprägt, die Erntearbeit an sich erfordert Ausdauer und ist bei Wind und Wetter unter freiem Himmel. Jahre mit hervorragenden Ernteergebnissen wechseln sich wetterbedingt mit Jahren ohne große Erntemengen ab. Doch an all das sind die Obstbauern gewöhnt und können damit umgehen.
Da die Preise für Lebensmittel in Deutschland mit am niedrigsten von ganz Europa sind, hat sich eine Geringschätzung gegenüber den produzierten Lebensmitteln eingeschlichen. Billig ist Trumpf, Qualität, Geschmack und Nährstoffgehalt sind zweitrangig. Das bekommen auch die Obstbauern zu spüren. Regionalität ist durch die Hofläden der einzelnen GmbH´s gegeben, die vielleicht noch stärker in den Ballungszentren bekannt gemacht werden könnten.
Das auf 200 ha und damit der größten Anbaufläche in Deutschland produzierte Bio-Obst wird in der betrieblichen Mosterei hauptsächlich verarbeitet. Das Problem hier sei zum einen das die Käufer beim Einkauf trotzdem die bekannten Sorten vom Weltmarkt wie Jonagold oder sogar Pink Lady haben wollen, obwohl es die RE-undPi -Sorten mit Resistenzeigenschaften von sächsischen Züchtern gibt. Auch hier könnte die Politik hilfreich unterstützen.
Zum Zweiten ist eine Teilumstellung im ökologischen Landbau nicht möglich, da ein Obstbaubetrieb aufgrund der spezifischen Gegebenheiten den Betrieb gar nicht auf einmal mit seiner ganzen Flächen umstellen kann. Hier sieht man für die Politik unbedingt Handlungsbedarf, um den Anteil an ökologisch produziertem Obst zu erhöhen.
Reine Erdbeerproduktionsbetriebe haben Probleme beim Greening. Auch Erdbeeren stehen 3 Jahre auf einer Fläche. Es müssen teure Ackerflächen dazu gepachtet und bearbeitet werden, um die EU – Vorgaben erfüllen zu können. Hier ist die Politik gefordert.
Gute Arbeit soll honoriert werden, so dass der Mindestlohn an sich gern gezahlt wird. Doch in Europa herrscht eine Überproduktion an Obst, Märkte aus Übersee drängen extra noch herein, z. B. Apfelsaftkonzentrat aus China. Um hier die heimische Stellung zu stärken, fehlt es an wissenschaftlicher Forschung zur Entwicklung von Vermarktungsstrategien ins Ausland, zu inhaltlichen Stoffen, von Sorten mit Lagerzeiten über den Sommer, um diese Lücke zu schließen. Im Gegensatz dazu, so G. Kalbitz, , wird jede Schraube, die mit Fördermitteln vermitteln verwendet wurde, 3 mal kontrolliert. Er bezeichnet das als Vorverurteilung und alle Anwesenden nickten. Hier sollten Kapazitäten, z. B. für Forschung frei gesetzt werden. Damit war man auch bei der großen Politik – Tenor, nicht der Handel ist der Feind, sondern die Politik, die überall zu reglementierend eingreife.
Herr Franke, ein Obstbauer der alten Garde, warf die Problematik der Bodenfruchtbarkeit auf. Bei den heutigen Produktionsstrukturen spiele die Erhaltung dieser gar keine Rolle und das ist eine Zeitbombe. Bodenbesitzer würden inzwischen lieber an Agrarunternehmen verpachten, die bodenfruchtbarkeitserhaltende Anbauweisen praktizieren. Das ist in ökologischen Betrieben gegeben.
Zum Abschluss empfahl sich die Obstlandregion noch touristisch mit einem kurzen Vortrag über die Geschichte des Kloster Sornzigs. Es ist auch ein liebenswertes Stück Sachsen!