Brand in der Delitzscher Recyclinganlage − GRÜNE: Es gibt technische Möglichkeiten, um Wärmenester zu identifizieren um Brandherde im Keim zu ersticken − Brandserie muss endlich gestoppt werden!
Das Foto gehört zum insolventen Biomassekraftwerk Delitzsch, auf dessen Gelände eine riesiger Kraftwerksschlackhaufen lagert – eines von vielen, seit Anfangder 90-er Jahre ungeklärten Delitzscher Müllproblemen – siehe auch www.pro-demokratie.com
Zschocke: Wurden die Spezialisten der Analytischen Taskforce (ATF) aus Leipzig eingesetzt, um die Freisetzung gesundheitsgefährdende Stoffe zu messen?….
Dresden. Der Brand in der Delitzscher Recyclinganlage reiht sich ein in eine Reihe großer Brände und einige kleinere Brandereignisse in Müll- und Recyclinganlagen in Sachsen. In den letzten Jahren hat es dort im Schnitt ein- bis zweimal pro Monat gebrannt. In jedem zweiten Fall wurde keine Ursache ermittelt. Das geht aus den Antworten von Umweltminister Thomas Schmidt (CDU) auf zwei kleine Anfragen des Landtagsabgeordneten Volkmar Zschocke (GRÜNE) aus den Jahren 2015 und 2017 hervor.
“Umweltminister Schmidt muss die Unternehmen beim Bau von sicheren, eingehausten Lagern mit automatischer Anlagenüberwachung beraten und finanziell unterstützen”, fordert Zschocke, abfallpolitischer Sprecher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN im Sächsischen Landtag. “Es gibt technische Möglichkeiten, z.B. mit Sensoren, die Wärmenester identifizieren um Brandherde im Keim zu ersticken.”
“Welche Schadstoffe haben die Luft verpestet? Wurden die Spezialisten der Analytischen Taskforce (ATF) aus Leipzig eingesetzt, um die Freisetzung gesundheitsgefährdende Stoffe zu messen?”, will der Abgeordnete vom Minister wissen und hat zum aktuellen Brand in Delitzsch eine Kleine Anfrage an die Staatsregierung gestellt. Denn Abfallbrände setzen regelmäßig einen Cocktail gesundheitsgefährdender Stoffe frei. Bisher wurde aber die Task Force auch bei tagelangen Bränden in sächsischen Müllbetrieben nie angefordert.
Dabei wurde bereits im Abfall-Untersuchungsausschuss des Sächsischen Landtages (Abschlussbericht aus dem Jahr 2014) deutlich, dass die Feuerwehren nicht in der Lage sind, Messgeräte in eine Schadstoffwolke hineinzubringen und das Schadstoffe bei Bränden aufgrund ihrer Komplexität nicht eindeutig ermittelt werden können. Das sei Aufgabe der Analytischen Task Force.
“Wie gefährlich war der Brand in Delitzsch? Was war die Ursache? Und was kann daraus für die Zukunft abgeleitet werden?”, lauten weitere Fragen Zschockes.
Zudem will er durch eine weitere Anfrage in Erfahrung bringen, ob die Zahl der Brände in Sachsen endlich zurückgegangen ist. “Mich interessiert auch, ob endlich alle Ursachen ermittelt werden und bessere Vermeidungsmaßnahmen ergriffen wurden. Diese Brandserie muss endlich gestoppt werden.”
>> Antwort von Umweltminister Thomas Schmidt (CDU) auf eine kleine Anfrage des Landtagsabgeordneten Volkmar Zschocke (GRÜNE) ‘Brände in Abfallbehandlungs- und Recyclinganlagen und Deponien seit März 2014’ (Drs 6/2413):
>> Antwort von Umweltminister Thomas Schmidt (CDU) auf eine kleine Anfrage des Landtagsabgeordneten Volkmar Zschocke (GRÜNE) ‘Brände in Abfallbehandlungs- und Recyclinganlagen und Deponien seit August 2015’ (Drs 6/10110):
Hintergrund (Wortlaut der eingereichten Anfragen):
Kleine Anfrage des Abgeordneten Volkmar Zschocke Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Thema: Gesundheitsgefahren durch Müllbrand bei Brennstoffwerk
der Kreiswerke Delitzsch am 30.7.2018
Auf dem Gelände der Recyclingfirma sind Plastik-Abfälle in Brand geraten. Mehrere
Feuerwehren aus Leipzig und Delitzsch waren im Einsatz. Ein Feuerwehrmann wurde
nach LVZ-Informationen verletzt. Die Bevölkerung in Delitzsch und im Leipziger Norden
sollte auf Grund der massiven Rauchentwicklung die Türen und Fenster geschlossen
halten, da Gesundheitsgefahr nicht ausgeschlossen werden konnte. In der Anlage werden
nach Betreiberangaben hauptsächlich hochkalorische Brennstoffe (Heizwerte > 22000
J/g) für Zementwerke hergestellt. Hier werden neben textilhaltigen Abfällen vor allem
hochkalorische Kunststofffraktionen aus verschiedenen Vorbehandlungsanlagen
eingesetzt.
Fragen an die Staatsregierung:
- Was war die Ursache des Brandes und welche Konsequenzen wurden von Betreiberin
und Behörden daraus gezogen?
- Gab es Probleme beim Löscheinsatz (zu wenig Löschwasser, schlechter Zugang zum
Brandherd usw.)?
- Was genau hat gebrannt (bitte Abfallschlüssel auflisten)?
- Wurde die Analytische Taskforce (ATF-CRN) angefordert und wenn nein warum nicht?
- Welche Schadstoffe wurden in welcher Konzentration gemessen und welche Gefahr
ging von ihnen aus?
Dresden, den 31. Juli 2018
2. Kleine Anfrage des Abgeordneten Volkmar Zschocke Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Thema: Brände in Abfallbehandlungs- und Recyclinganlagen und Deponien seit Juli 2017
Fragen an die Staatsregierung:
- Welche Brände von Abfallbehandlungs- und Recyclinganlagen bzw. offenen oder
eingehausten Abfalllagern und Deponien sind der Staatsregierung seit Juli 2017
bekannt geworden (Bitte Angabe des Ortes, der Zeit, der Firma, Brandereignis,
Schadenshöhe und Ursache)?
- Welche Erkenntnisse über Brandstiftung und mangelnden Brandschutz liegen der
Staatsregierung bei den seit Juli 2017 bekannt gewordenen Bränden vor?
- Bei welchen Anlagen wurden im Rahmen der Überwachung seit Juli 2017 Verstöße
gegen bestehende Brandschutzvorschriften unabhängig von Brandereignissen
festgestellt (Bitte Angabe des Ortes, der Zeit, der Firma, Mangel bzw. Verstoß)?
- Welche konkreten Maßnahmen wurden jeweils im Zusammenhang mit den Bränden
bzw. unabhängig von Brandereignissen von Behörden bzw. Gutachtern angeordnet
(bitte Angabe des Ortes, Datum der Forderung und der Umsetzung)?
- Bei welchen Bränden wurde die ATF aus Leipzig hinzugezogen?